エッセイ集

Warum wollen Menschen “Aufzeichnungen” führen?

「記録」をなぜヒトは残そうとするのか?

Ich bemerkte es, als ich Fotos von Giorgio machte, der gerade 2 Jahre und 11 Monate alt ist, und zum ersten Mal mit seinen Eltern Japan besuchte, dass ich diesen Engel von diesem Tag nie wieder sehen werde. Nächstes Jahr werden Mama und Papa, die Japan lieben, ihn wahrscheinlich wieder mitbringen, aber Giorgio, der 2 Jahre und 11 Monate alt ist, ist  nicht mehr da. Dann ist er nicht mehr der gleiche Giorgio. Ich werde nie wieder das urnatürliche und unschuldige Lächeln, die Gesten und den Gesichtsausdruck dieses Engels sehen. Klar möchte ich also die Zeit ausschneiden, die vergeht, und die nicht mehr geben wird. Ich muss sie aufnehmen und als Bilder registrieren. Ich drücke ungeniert weiter auf Auslöser. Aber Giorgio‘sfotos zeigen mich selbst, den Fotograph nicht, werde nicht registriert. Ich bin gar nicht da auf den Fotos.

Das Tagebuch ist anders. In einem Tagebuch nimmt man sich selbst fest. Wissend, dass ich nur einer von 7 Milliarden Menschen bin, der irgendwann vergessen wird, und dass es von anderen wahrscheinlich nicht gelesen wird, nehme ich meine Gedanken des Tages auf, oder mal als blosse Notizen, oder mal um meine Gefühle zu ordnen, manchmal nur mit Trägheit oder als gewohnte Tagesarbeit.  Aber doch manchmal mit der leisen Hoffnung, dass jemand irgendwann es lesen könnte. Tagebuch ist also überfüllt nur von mir selbst.

Giorgio’sfoto an diesem Tag. Mein Tagebuch an dem Tag. Egal, ob es sich um ein Foto oder einen Text handelt, ich bin derjenige, der es aufnimmt. Ich wollte es registrieren,  in dem Sinne bin ich doch als Aufnehmer da. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Giorgio mich darum bittet, ihm die Fotos zu zeigen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass mein Sohn mein Tagebuch lesen möchte. Wofür und für wen denn dann habe ich das alles getan?

Vielleicht liegt es daran, dass ich  den Giorgio, der gerade 2 Jahre und 11 Monate alt ist und unwiderstehlich süß ist, nie wieder sehen werde, oder mich selbst in meinem Tagebuch vom 29. Mai 2024 auch nie wieder sehen werde. Wenn ich einfach alle solche Geschehen sein lasse, vergeht die Zeit unkontrolliert wie lauwarmes Wasser. Selbst wenn ich denke, ich kann mich nachher sicherlich gut daran erinnern,  jedoch wenn ich nach einer Weile zurückdenke, merke ich es oft nicht mehr genau. Die Zeit, die für mich damals von Bedeutung war, wurde vom großen Strom zermalmt und verschluckt wie ein Stein in einem Fluss. Und bald werde ich nicht einmal versuchen genau auf die Zeit zurückzublicken. Und dann sogar nicht einmal auf die Zeit, in der ich dort war, und auf die Zeit, in der ich am Leben war.

Ein Zeitpunkt, in dem ich existierte, der für mich von Bedeutung hätte sein können oder der Zeitpunkt, in dem mir Giorgio süß schien. Das Riesenrad bei Nacht in Lyon, auf das meine Frau und ich am allerletzten Weihnachten die ganze Zeit starrten, als wir beschlossen haben, uns vom Eigengeschäft zurückzuziehen und Europa zu verlassen. Kirschblüten am Hang des Nara Hotels, die ich wunderschön fand. Wolken am Himmel von Ise. Das war ich, und die Aufzeichnung dieser Zeit mag vielleicht also mein LOCO. Vielleicht überprüfe ich doch so nur jedes Mal meinen Aufenthaltsort.

Ron OBE

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